Klingende Kostbarkeiten aus Tirol 52
Tiroler Tage für Kirchenmusik 2007
Diese CD-Produktion ist das klingende Abbild einer denkwürdigen Veranstaltung mit großartiger Sakralmusik in der Basilika von Stift Stams. Johann Baptist Gänsbachers Requiem in Es-Dur aus dem Jahr 1811 gehört zu den besten Werken des aus Sterzing in Südtirol stammenden Komponisten, der es bis zur Stellung des angesehenen Domkapellmeisters zu St. Stephan in Wien gebracht hat. Die erhabene Komposition beeindruckte schon die Zeitgenossen Gänsbachers und zählte so zum Repertoire zahlreicher Chöre. Es erklang u.a. vor allem auch in der Wiener Hofkapelle zu repräsentativen Trauerakten. Schon kurz nach der Uraufführung konnte man das Requiem 1812 in Prag hören. Der Erfolg der Prager Aufführung führte zur Drucklegung. Carl Maria von Weber hat das Requiem 1814 ebenfalls in Prag aufgeführt und berichtete seinem Freund Gänsbacher: Es ging gut und ich war im Geiste bei dir, es ist ein treffliches Werk und ich hätte Dich dafür küssen mögen.
Als Josef Netzer um 1827 als junger Absolvent des Innsbrucker Musikvereins nach Wien kam, um seine Studien fortzusetzen, begab er sich zuerst in die Obhut seines berühmten Tiroler Landsmannes Johann Baptist Gänsbacher. Dieser konnte allerdings die hochgesteckten Erwartungen des jungen Romantikers, der inzwischen mit Franz Schubert innige Freundschaft geschlossen hatte, nicht erfüllen. So nahm Netzer Unterreicht bei Simon Sechter, dessen konsequente Lehre ihm den gewünschten Erfolg versprach. Zum Abschluss der strengen mehrjährigen Schulung durch Sechter schuf Netzer, wohl vor allem aus Dankbarkeit seine einzige Messe und vermutlich auch die beiden Gradualien sowie das Offertorium. Die Messe wurde 1839 in der Innsbrucker Pfarrkirche St. Jakob uraufgeführt und fand den Beifall aller Kenner, wie der Berichterstatter im Tiroler Boten hervorhob.
Netzers Zukunft als Komponist lag nicht auf dem Gebiet der Kirchenmusik, sondern erlangte ihre Bestimmung im Bereich der Symphonik und Oper, wo ihm überzeugende Werke gelangen. Eine Vorahnung seiner großen Begabung im Bereich ausdrucksstarker romantischer Empfindung vermittelt eindringlich das Graduale Justus ut palma.
Track 16, 4:31 (ausgeblendet bei 1:28)
Josef Netzer
Graduale Justus ut palma florebit
aus Festmesse in B-Dur, Wien um 1836