Klingende Kostbarkeiten aus Tirol 58
Matthäus Nagiller (1815-1874)
Symphonie Nr. 1 in c-Moll, Paris 1844 und Festmesse in B-Dur, op. 18, 1852.
Diese CD vereint zwei Hauptwerke des aus Münster in Tirol stammenden Komponisten.
Die brillante Symphonie schuf Nagiller 1844 in Paris, wo er am berühmten Conservatoire als Kompositionslehrer tätig war. Das inspirierte, leidenschaftliche und formal doch so klar gestaltete Meisterwerk beeindruckte nicht nur das Pariser Publikum bei seiner Uraufführung am 15. März 1846, sondern gehörte fortan zu den Lieblingstücken seines Schöpfers. In der autographen Partitur sind weitere Aufführungen vermerkt, so in Köln, Berlin, München, Coburg, Innsbruck und Bozen.
Auf seinen Konzertreisen präsentierte sich Nagiller mit seiner Symphonie als begabter Komponist, vor allem um zu einer Anstellung zu kommen, nachdem er Paris im Revolutionsjahr 1848 verlassen musste. Viele Jahre lebte er nun in eine unsichere Zukunft, bis ihm der musikverliebte und generöse Südtiroler Adelige Franz Freiherr von Goldegg, der aus eigenen Mitteln in Partschins bei Meran eine Hauskapelle unterhielt, in den Jahren 1852-54 zu deren Leiter bestellte. In dieser glückhaften Zeit komponierte Nagiller seine groß angelegte Festmesse, die dem Brixner Fürstbischof Bernhard Galura gewidmet ist. Eine weitere Aufführung aus dem Entstehungsjahr 1852 fand in der Stiftskirche Wilten bei Innsbruck statt. Nagillers Festmesse ist ein repräsentatives Werk, das an der Tradition der symphonischen Messe festhält. Die Münchner Aufführung erfolgte am 6. Mai 1853 in der St. Ludwigskirche, wobei Mitglieder der Hofoper und des königlichen Hoforchesters für eine grandiose Darbietung sorgten. Nicht zuletzt mag diese begeisternde Präsentation Nagiller bewegt haben, in München Fuß zu fassen. So versuchte sich Nagiller auch als Opernkomponist. Die Oper Herzog Friedrich mit der leeren Tasche wurde 1854 in München uraufgeführt. Die gewünschte Anstellung als Hof- oder Theaterkapellmeister blieb Nagiller allerdings in München ebenso verwehrt, wie in anderen deutschen Städten. Eine Bewerbung als Direktor des Dommusikvereins und Mozarteums in Salzburg schlug ebenfalls fehl. Schließlich gelang Nagiller eine soziale Sicherstellung in seiner Heimat Tirol, als er 1862 zum Kapellmeister des Musikvereins nach Bozen berufen wurde. 1866 ging er in gleicher Stellung nach Innsbruck. Hier entfaltete Nagiller ein reiches Musikleben, unter anderem mit seinen Tiroler Musikfesten, mit denen er die ersten Tiroler Festspiele initiierte.
Wie sehr sich Nagillers Werk in seiner Zeit behaupten konnte, erweist die Aufführung der Festmesse in Wien in seinem Todesjahr 1874, die am 6. März in der Dominikanerkirche zur 600jährigen Jubelfeier des hl. Thomas von Aquin stattfand.
Matthäus Nagiller repräsentiert im allgemeinen Strom der Kulturentwicklung kein unverzichtbares Glied ihrer kontinuierlichen Entfaltung, doch sind seine gediegenen Kompositionen zumindest wichtiger Teil der lokalen Musikgeschichte Tirols. Diese CD-Dokumentation soll so ein Klangdenkmal
für Matthäus Nagiller sein, das dem Wollen seines engagierten Künstlerlebens vor allem in seiner Heimat ein würdiges Andenken bewahrt.
Track 8, 2:13
Sanctus aus
Festmesse in B-Dur, op. 18, 1852