Klingende Kostbarkeiten aus Tirol 44

Josef Pembauer komponierte sein kirchliches Meisterwerk kurz nach seiner Ernennung zum Musikdirektor in Innsbruck. Er war damals erst 28 Jahre alt. Mit dieser großartigen Komposition wollte er sicherlich demonstrieren, was er als Schüler Anton Bruckners und Josef Rheinbergers als Komponist zu leisten imstande war. Die hier dokumentierte Endfassung als Plenariumsmesse für den Ostersonntag mit Graduale und Offertorium erhielt dieses grandiose Werk im Jahr 1884. Pembaurs Vorbild ist unzweifelhaft Beethovens Missa solemnis, die schon der Maßstab für das kirchenmusikalische Schaffen seines genialen Lehrers Anton Bruckner gewesen ist. Das unerreichbare Vorbild hat aber Pembaurs Fantasie nicht eingeengt, sondern beflügelt, und viele Detailsin seiner Messe sind überzeugende Novitäten. Dies hat schon der Dirigent der Uraufführung des Werks in der Wiener Italienischen Kirche, Cyrill Wolf, hervorgehoben. Auf das von ihm gefertigte Particell schrieb er den Vermerk, dass Pembaurs Messe von dergewöhnlichen Schablone der Composition abweicht. In allen Teilen der prachtvollen Komposition manifestiert sich hingegen der Wille einer großartigen Schöpfung. Höhepunkte der Gestaltung sind gewiss die weiträumige Doppelfuge im Sanctus und der Schlussabschnitt der Messe von unbeschreiblicher Schönheit voll Zuversicht und Verklärtheit im Dona nobis pacem.
Josef Pembaur hat mit dieser Messe weit über ihre Bestimmung für die Liturgie hinaus ein großartiges, in allen Teilen bewegendes Bekenntniswerk geschaffen und mit dem Motto auf der ersten Seite der Partitur von 1884 die treffenden Worte gefunden: Das kirchliche Kunstwerk sei das Gebet des Künstlers.

Track 3, 1:05
Haec dies quam fecit Dominus, F-Dur
(Beginn des Graduale für den Ostersonntag aus
der Festmesse, F-Dur, Innsbruck 1876, als Plenariumsmesse 1884)