Klingende Kostbarkeiten aus Tirol 30


Giovanni Buonaventura Viviani (1638-nach 1682)
12 Triosonaten op. 1, Venedig 1673
Viviani wirkte in den Jahren 1672 bis 1676 als Hofkapellmeister in Innsbruck. Damals war die tirolische Linie der Habsburgerfürsten schon erloschen und das Land dem Kaiser in Wien anheim gefallen, der der Innsbrucker Hofkapelle nur mehr periphäre Bedeutung beimaß. Dies war vermutlich auch der Grund, warum Viviani sein Amt nach nur wenigen Jahren zurücklegte. Er hatte als junger 18-jähriger Geiger die Glanzzeiten am Innsbrucker Hof miterlebt, als in der Regierungszeit Erzherzog Ferdinand Karls (gestorben. 1662) das erste Opernhaus nördlich der Alpen errichtet wurde und mit Antonio Cesti der berühmteste Komponist der damaligen Zeit für mehr als ein Jahrzehnt in Innsbruck wirkte. Viviani war Mitglied der Hofmusik, die Cesti als Kapellmeister leitete. In Vivianis Musik ist der stilistische Einfluss seines großen Lehrmeisters durchaus gegenwärtig. Sein großartiges Opus 1, zwölf überaus originelle und engagiert gestaltete Triosonaten für zwei Violinen und Basso continuo, mögen gewissermaßen eine Reminiszenz aus dieser Blütezeit der Tiroler Musikgeschichte bilden. Glücklicherweise hat sich ein komplettes Exemplar des Originaldrucks von Vivianis Opus 1 im Archiv der Accademia Filarmonica di Bologna erhalten. Diese CD-Produktion mit dem hervorragenden Ensemble Ars Antiqua Austria unter der Leitung von Gunar Letzbor ist die Ersteinspielung der kompletten Sammlung, die völlig unerklärlich in Vergessenheit geraten konnte. Diese CD-Einspielung ist gewiss ein außergewöhnliches Klangdenkmal, das in seiner engagierten Leidenschaft und in der Klangfülle eines mit Fagott, Laute, Barockgitarre, Gambe, Violone, Orgel und Cembalo reich besetzten Basso continuo die nicht alltägliche Könnerschaft Vivianis eindrucksvoll zur Geltung bringt.

Track 12, 4:35
Sonata Duodecima. La Barbariga