Klingende Kostbarkeiten aus Tirol 47

Edmund Angerer (1740-1794)
Singspiele: Die Probe der Gratulation und Der Kuhhirt von Ulm
sowie die Kindersinfonie (Berchtoldsgaden Musick)

Johann Nepomuk Angerer stammt aus St. Johann in Tirol. Er war der Sohn eines Schullehrers und Organisten, also von klein auf mit Musik vertraut. Den Namen Edmund wählt er, als er 1758 in die Benediktinerabtei Fiecht eintrat. Damals war Kloster Fiecht ein Ort bedeutender Musikpflege. Neben der Musica sacra wurden im Kloster auch weltliche Werke gepflegt und zu verschiedenen Anlässen sogar Singspiele aufgeführt. Angerer erwies sich dabei als ein vielseitiger und überaus begabter Komponist. Er hat z.B. in den Singspielen zum üblichen klassischen Instrumentarium mit Streichern und Bläsern mitunter auch ungewöhnliche Instrumente eingesetzt, um besondere Klangeffekte zu erzielen, vor allem Kinderinstrumente in Form unterschiedlicher Pfeifchen, wie sie damals in Berchtesgaden oder Gröden hergestellt wurden, ferner kuriose Instrumente wie Bockshorn und Muschelhorn. Mit dieser Produktion sind nun erstmals zwei originelle Singspiele Edmund Angerers vollständig als Beispiele seiner großartigen Könnerschaft dokumentiert.

Im Singspiel Der Kuhhirt von Ulm hat Angerer im Scherzando vor dem Schlusschor Kinderinstrumente wie Kuckuckspfeifchen und Wachtelruf verwendet, wie er es schon Jahre früher in seiner bezaubernden Berchtoldsgaden Musick getan hatte. Mit dieser als Kindersinfonie weltweit populären Schöpfung hat sich Angerer ungeahnt selbst ein dauerhaftes Denkmal gesetzt. Vormals wurde die Kindersinfonie ja als Komposition von Michael Haydn oder Leopold Mozart angesehen.

Track 15, 2:20
Scherzando aus
Der Kuhhirt von Ulm,
um 1790

Zum Vergleich Hörbeispiel Berchtoldsgaden Musick

Track 18, 4:28 (ausgeblendet bei ca 1:00)
Allegro aus
Berchtoldsgaden Musick
(Kindersinfonie),um 1775