Tiroler Klaviermusik

Musik für Klavier zu vier Händen
von Josef Netzer (1808-1864) und Johann Rufinatscha (1812-1893)

Beide Komponisten gehören zu den arrivierten Künstlern Tirols, die überregional Karriere gemacht haben. Beide haben ihre erste geregelte Musikausbildung am Innsbrucker Musikverein erhalten und sind dann nach Wien gezogen, um bei Simon Sechter, dem berühmten Musiktheoretiker und späteren Lehrer Anton Bruckners, ihr bemerkenswertes Talent zu vervollkommnen. Beide Tiroler Komponisten haben in der Musikmetropole Wien schnell mit großen symphonischen Werken Aufsehen erregt, so dass die ihnen gewidmeten Konzerte bald darauf wiederholt werden mussten. Beide Komponisten waren zudem mit Musikgenies befreundet: Josef Netzer mit Franz Schubert, mit dem er wiederholt Klavier vierhändig spielte und Johann Rufinatscha mit Johannes Brahms, der ihn in seine "Tafelrunde der Professoren" aufnahm. Netzers überregionale Bekanntheit wurde durch seine Oper "Mara" begründet, die an den führenden Häusern insbesondere Deutschlands gespielt wurde, während sich Rufinatscha vor allem als Schöpfer großer Symphonien einen Namen machte. Der Nachlass beider Komponisten befindet sich in der Musiksammlung des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Für diese Produktion wurde Klaviermusik ausgewählt, die im Schaffen beider Meister einen unterschiedlichen Stellenwert einnimmt. Rufinatscha war selbst Klaviervirtuose und hat folglich schon seit frühester Jungend Klavierwerke geschaffen. Die groß angelegte nahezu symphonische Weiten umfassende vierhändige Klaviersonate gibt beredtes Zeugnis von der Könnerschaft Rufinatschas in diesem Genre. Das ergreifende Stück gemahnt an die Atmosphäre der Herbheit in der Musik von Brahms, doch ist es von noch düsterem Ausdruck und resignativer Melancholie. Bei Josef Netzer nimmt die Klaviermusik einen bescheideneren Rang ein. So sind es vor allem Transkriptionen von Liedern und vierhändige Fassungen von Orchesterwerken, die Netzer für den praktischen Gebrauch und weniger aus künsterlischer Neigung geschaffen hat. Zur Attraktivität dieser Produktion trägt bei, dass alle Werke mit dem wundervollen Hammerflügel, den Conrad Graf um 1838 in Wien gebaut hat, klanglich überaus beeindruckend präsentiert sind.

Track 7, 2:56
Bleib bei mir
aus Drei Lieder für Klavier vierhändig, um 1840