Klingende Kostbarkeiten aus Tirol 27

Alexander Utendal (ca. 1530-1581) - Sakralwerke
Alexander Utendal stammt, wie viele Mitglieder der berühmten Hofkapelle Erzherzog Ferdinands von Tirol, aus den Niederlanden. Wie er selbst angibt, hat er von Jugend auf dem Hause Österreich gedient. Im Jahr 1567 kam Utendal im Gefolge Erzherzog Ferdinands nach Innsbruck, wo der neue Tiroler Landesherr seine Residenz bezog und eine prunkvolle Hofhaltung einrichtete, wobei der Musik eine tragende Rolle zukam. Ferdinand hatte als kunstbesessener Renaissancefürst Musiker aus aller Herren Länder in seiner Hofkapelle vereint und mit Alexander Utendal einen der begabtesten Komponisten als Vizehofkapellmeister bestellt. Auf Grund seiner Funktion hat Utendal vor allem Kirchenmusik geschaffen, die er in mehreren Sammlungen in Nürnberg publizierte und teilweise seinem Dienstherrn widmete. Wie durch ein Wunder ist das auf Stimmbüchern dokumentierte sakrale uvre Utendals in seiner Gesamtheit in historischen Drucken nicht in Innsbruck, aber verstreut über zahlreiche Bibliotheken und Archive in Europa, erhalten geblieben. Wir haben diesen Bestand gesammelt und vollständig in moderne Notenschrift transferiert. Daraus wurde ein repräsentatives Programm erstellt und im Rahmen der TIROLER TAGE FÜR KIRCHENMUSIK 2002 in der prachtvollen Basilika von Stift Stams vorgestellt. Erstmals seit ihrer Entstehung erklangen dabei mit historischem Instrumentarium und unter Mitwirkung von Gesangsspezialisten für die Aufführungspraxis historischer Musik zwei sechsstimmigen Parodiemessen Utendals und bemerkenswerte Beispiele seiner überaus beeindruckenden Motettenkunst. Utendal war ein durchaus moderner Komponist und hat die stilistischen Strömungen seiner Epoche, denen er im bunten Repertoire der Innsbrucker Hofkapelle begegnete, zu einer höchstpersönlichen, unverkennbar individuellen Musiksprache geformt. Er ist vermutlich einer der ersten Komponisten nördlich der Alpen, der mehrchörige Kompositionspraktiken anwandte und dabei sicherlich zum Vorbild für seinen nachmals so berühmten Tiroler Schüler Blasius Amon (ca. 1560-1590) geworden.

Track 12, 2:40
Kyrie
aus "Missa sex vocum repleti sunt omnes"