Josef Netzer (1808-1864)
Streichquartett in E-Dur, Graz 1854
Symphonie in Es-Dur
Fassung vom Komponisten für Klavier zu vier Händen, Leipzig 1848
Auf dieser CD sind zwei der besten Werke des aus Zams im Tiroler Oberinntal stammenden Komponisten vorgestellt. Netzer gehört zu jenen Tiroler Komponisten, die überregional Beachtung gefunden haben. Wenngleich sein Werk gegenwärtig nahezu unbekannt ist, so hat er doch in der Musikgeschichte Spuren hinterlassen. In den späten Dreißigerjahren des 19. Jahrhunderts war Netzer in Wien ein anerkannter, ja gefeierter Symphoniker. Seine Oper Mara, die an keinem geringeren Ort als an der damaligen Wiener Hofoper mit dem berühmten Hofopernorchester ihre Uraufführung erlebte, wurde ein internationaler Erfolg. Netzer war an vielen renommierten Kulturzentren Kapellmeister, so u.a. in Leipzig als Kollege Albert Lorzings und wiederholt an bedeutenden Wiener Theatern. Seine letzte von ihm überaus geschätzte langjährige Wirkungsstätte fand er als Musikdirektor in Graz. Diese innere Erfülltheit eines durchaus beachtlichen Künstlerlebens vermag besonders sein in Graz komponiertes, überaus romantisch stimmungsvolles Streichquartett auch wiederzugeben. Der nicht zu unterschätzende Symphoniker Netzer kommt hingegen in seiner vierten Symphonie ausdrucksstark zur Geltung. Dieses Werk präsentiert alle seine Vorzüge: Netzer hat als einer der letzten engen Freunde Franz Schuberts so manches von dessen spezifischer musikalischer Stilistik zumindest atmosphärisch in sein Werk übernommen, besonders was die Dominanz der melodischen Gestaltung betrifft. Auf der anderen Seite ist stets der fundiert ausgebildete, in allen theoretischen Angelegenheiten beschlagene Meister präsent. Josef Netzer hat in Wien bei Simon Sechter, dem berühmtesten Musiktheoretiker der damaligen Zeit, den vollständigen fünfjährigen Kompositionsunterricht absolviert und dabei natürlich entscheidende Impulse erhalten, die in seinem Werk unüberhörbar sind. So manche stilistische Besonderheit und innovative Idee musikalischer Gestaltung aus dieser Schule, die in Anton Bruckner ihren idealtypischen Vollender fanden, sind schon bei Netzer zumindest keimhaft vorgeprägt. Jedenfalls ist Netzer ein gediegener und beachtenswürdiger Komponist, dessen Schöpfungen auch heute noch beeindrucken können.
Track 7, 5:44
Scherzo.Presto
Symphonie Nr. 4, Es-Dur